Vielfalt verbindet - Zukunftsbibliotheken go.grøøn
„Was sind denn Zukunftsbibliotheken?“ Diese Frage ist dem Kolleginnen-Team aus verschiedenen Bibliotheken und der Büchereizentrale Schleswig-Holstein, das vom 29. April bis 1. Mai 2022 bei der Messe go.grøøn in Lübeck dabei war, unzählige Male begegnet. Und die Antwort darauf lautete ungefähr so: Zunächst einmal sind das „ganz normale“ Öffentliche Bibliotheken. Was sie verbindet, ist das Anliegen, sich auf unterschiedliche Weise in Richtung „Nachhaltigkeit“ bewusst auf den Weg zu machen und dabei als Initiative Ideen und Projekte miteinander zu teilen – zum Beispiel am Runden Tisch Grüne Bibliotheken.
Dabei beschränkt sich „Grün“ nicht allein auf ökologische Themen. Denn gerade in Bibliotheken mit ihrer Offenheit für alle Generationen und ihrem Grundverständnis vom Tauschen und Teilen als achtsamer und solidarischer Umgang mit Ressourcen ergeben sich für alle Ziele und Aspekte der Agenda 2030 interessante Anknüpfungspunkte. Das heißt nicht, dass gleich alle 150 Büchereien alle Themen gleichzeitig bespielen müssen. Mit einzelnen Schritten fängt es an. Und Entwicklung braucht Zeit. Bislang haben sich in Schleswig-Holstein knapp 50 Büchereien mit Projekten und Veränderungen in ihrem Arbeitsalltag wie im Austausch mit den Bürgerinnen und Bürgern im Sinne von „Zukunftsbibliotheken“ auf den Weg gemacht, um ihre Mitgestaltungsmöglichkeiten bei einer nachhaltigen Entwicklung zu erkunden und immer mehr auszuweiten – Tendenz steigend!
Davon wurde bei der Messe am Stand wie auch in einer Kurzpräsentation und ganz praktisch in drei Workshops erzählt. Denn was die Messe in besonderer Weise auszeichnete, waren die interessierten und zugewandten Besucherinnen und Besucher mit ihren Fragen und ihrer Bereitschaft zu Austausch und Gespräch. Viele von ihnen kannten sich bereits gut aus in „ihrer“ Bibliothek am Heimatort und begrüßten es jetzt umso mehr, dort auch den Nachhaltigkeitsgedanken immer deutlicher zu erkennen: bei der „Mobilen Bibliothek der Dinge“ oder der „Mobilen Saatgutbibliothek“, durch „Themenräume“, originelle und kreative Upcycling-Ideen, D.I.Y.-Beispiele oder mit einer lebendigen Erzählkultur von und in der Natur.
Kultur und Natur gehören zusammen
Die Verbindung von Kultur und Natur kam in manchem Dialog zur Sprache. Und es lag nahe, bewusst zu machen, wie sich der „Kreislaufgedanke“ in Bibliotheken auf den Umgang mit eben dieser Kultur und Natur anwenden lässt: Wenn z.B. Saatgut für alte Gemüsesorten jetzt im Frühjahr aus einer Fahrbücherei mitgenommen und im Garten ausgesät wird, bekommt die Bücherei dann im Herbst etwas davon zurück. Und im nächste Frühjahr kann damit der Kreislauf von Aussaat, Wachsen und Ernten erneut beginnen. Nicht zu vergessen: Das Gemüse sorgt in der Küche für Abwechslung auf dem Speiseplan. Manches, was man dazu wissen sollte, vermitteln kleine Tutorials via Internet.
Ein weiteres großes Thema war das Erzählen: mit Kamishibai, auf dem Erzählweg, zu Bilderbüchern - und in jeder Form mit Sensibilität und Empathie, mit Leidenschaft und Fantasie. Was Menschen besonders im Freien mit allen Sinnen empfinden und wahrnehmen, verändert ihre Beziehung zur Mitwelt. Sprachliches Gestalten - durch Geschichten wie durch Gedichte - kann diese Erfahrung verdichten und vertiefen, sich einprägen und mit künstlerischer Ausdruckskraft andere Menschen erreichen. Dass dabei immer auch Emotionen mit ins Spiel kommen, macht einmal mehr deutlich, wie vielfältig die Medien und Möglichkeiten von Bibliotheken wirken - weit über die herkömmlichen Vorstellungen von digitalen und gedruckten Informationen hinaus.
Nicht zuletzt zeigten die vielen Gespräche auf der Messe: Bei all dem brauchen wir einander - gerade in der Verbundenheit und Kooperation von ganz unterschiedlichen Berufsfeldern, Disziplinen, Erfahrungen und Arbeitsweisen. In diesem Sinne trug go.grøøn erheblich dazu bei, die eigene Blase zu verlassen und Menschen bzw. Initiativen neu kennen zu lernen, die mit ähnlichen Anliegen verschiedene Kompetenzen, Visionen und Perspektiven einbringen.
Denn manche Veränderung beginnt mit dem Staunen, wenn der Blick mal aus einer anderen Richtung kommt...